Gewinner der Karl Max von Bauernfeind-Medaille 2016
Logik, Moral und Welten
fatum 2 | , S. 70
Inhalt

Sitten-Jukebox

In einer Welt leben, in der Gut und Böse für alle Menschen das gleiche bedeutet.

Eine Welt, in der der Frieden jeden Morgen den Tag einläutet.

Moralität, Selbstlosigkeit, Harmonie – eine Utopie.

Eine Leiche im Keller.

Oder zwei oder drei.

Irgendwann hört man auf zu zählen.

Warum auch weiter damit herumquälen?

Was dann? Dann steht einem eine steile Karriere als Moralapostel bevor.

Schließlich ist man ein guter Mensch, will andere vor diesen Fehlern bewahren, erzählt dabei keinem, dass die eigene Weste ihre Reinheit schon vor langer Zeit verlor.

Doppelmoral ist alltäglich. Tabakhersteller werben für besseren Life Style, gezwungenermaßen mit der Fußnote Rauchen kann tödlich sein. Viele äußern sich besorgt über den Klimawandel und nehmen auch für kurze Strecken das Auto. Sich über die Zustände im eigenen Land echauffieren und am Wahltag zu Hause bleiben. Drittgrößter Waffenexporteur sein und Krieg verurteilen. In fremde Länder einmarschieren um die Völker von tyrannischer Herrschaft zu befreien, die wirtschaftlichen Interessen dabei immer im Hinterkopf.

Ich bin ein Freund von Menschen mit Rückgrat.

Sie sind keine Sitten-Jukebox, haben nicht für jede Stimmung einen anderen Moralbegriff parat.

Als einzelner Mensch kann man die Welt aber nicht retten.

Manchmal ertappe ich mich beim Erbauen von Luftschlössern mit dem Vorsatz, von jetzt an alles richtig machen zu wollen. Dann bemerke ich, dass ich mich selber belüge. Ich hätte es wissen sollen.

Ohne das Böse kann es auch das Gute nicht geben. Das ist keine Rechtfertigung. Aber es spendet Trost und gibt Mut.

Mut zu einem Anfang im Kleinen.


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das ist richtig gut - weiter so!

Klaus
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